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Single Mum/Dad oder alleinerziehend?!

  • Laura
  • 1. Nov. 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 12. Nov. 2020

Hast du dich schonmal gefragt, ob du ein/e Single Dad/Mum oder alleinerziehend bist? Ist das denn nicht das Gleiche, fragst Du dich jetzt vielleicht? Ja - genau genommen ist hier das gleiche gemeint, nur in unterschiedlichen Sprachen. Alleinerziehende nennt man uns in der deutschen Sprache und Single Dad/Mum in der Englischen.

Für mich hören sich die beiden Ausdrücke allerdings unterschiedlich an, denn es schwingen andere Gefühle mit, wenn ich sie höre.


Das Wort „alleinerziehend“ ist vollgepackt mit einem Pflichtenheft zur Erziehung und einem traurigen „allein“. Die Namensgebung ist typisch deutsch wie ich finde. Die Bezeichnung meint, man stehe ganz allein mit der Erziehung des Kindes da und das scheint dann aber auch schon die einzige Aufgabe zu sein.

Aber ist unsere Situation nicht viel mehr als „nur“ alleinerziehend?! Und darüber hinaus, ist diese Bezeichnung doch auch im Allgemeinen etwas ungenau. Ich denke jede/n von uns verdient eine exakte Bezeichnung. Denn wir alle sind anders, bringen einen anderen Rucksack an Erfahrungen mit und haben andere Denkweisen und Lösungsstrategien mit denen wir unseren Alltag meistern.

Genauso wenig wie man Frauen oder Männer jeweils über einen Kamm scheren kann (auch wenn ich das ab und an mit dem anderen Geschlecht genauso mache, so weiss ich doch, dass dies nicht richtig ist. Denn wir als Alleinerziehende sind genauso vielfältige Typ Menschen, wie es sie in jeder anderen Spezies dieser Menschheit ebenfalls gibt.

Daher bin ich kein Freund von dem Wort alleinerziehend. Beispielsweise erziehen einige von uns auch gar nicht allein, weil der Vater/die Mutter des Kindes als regelmässige Erziehungsperson ebenfalls eine Rolle im Leben des Kindes spielen; von euch gewollt oder nicht gewollt. Daher bedarf es doch eigentlich immer noch eine Erklärung in welcher Art man alleinerziehend ist.

Bereits das Teilwort „allein“ gefällt mir schon nicht. Es schwingt etwas Trauriges mit. Dabei haben doch schon die freiheitsliebenden Singles dieser Welt bewiesen, dass ein Single zu sein, nicht automatisch auch etwas Schlechtes zu bedeuten hat. Ganz im Gegenteil, bringt es einen Haufen an Vorteilen mit sich. Man muss die Vorteile nur erkennen.

Neben dem Teilwort „allein“ gibt es aber auch noch den Teil „erziehend“.

Erziehen ist eine wahnsinnige Aufgabe, welche ein starkes und robustes Nervenkostüm fordert, grad wenn man damit ganz allein dasteht. In meiner Ausstattung hat man zumindest vergessen, mich mit den starken Nerven auszurüsten oder zumindest besser „zu rüsten“ für diesen 7/24 Job - ohne Ferienanspruch wohl gemerkt. Zu rüsten für diese Mamut Aufgabe – den Gigathlon meines Lebens!

Wenn wir einfach mal, entgegen den Helikopter Eltern da draussen, den Druck rausnehmen würden, so ist die Aufgabe sicher deutlich realistischer zu meistern. z.B. mache ich mich jetzt davon frei zu glauben, dass mein Kind sich mit anderthalb Jahren schon perfekt benehmen müsste. Denn er weiss es in manchen Situationen halt noch nicht besser. Und wer ein Kind hat, welches einfach brav rumsitzt, dem sei nicht zwingend auf die Schulter geklopft, sondern beglückwünscht zu einem introvertierten Kind.


Sicher haben wir Alleinerziehenden aber ohnehin die beste Ausrede, wenn es mal nicht so mit der Erziehung läuft. Denn Frau Müller berichtet Frau Schröder beim Kaffeeklatsch dann einfach: „Sie ist ja auch alleinerziehend, daher ist ja klar das er unerzogen ist. Der Vater fehlt halt.

Im Ernst? Die Armen, die sich in einer Zwei Eltern Familie befinden. Sie müssen es also mit der Erziehung perfekt hinbekommen, denn sie sind ja klassischerweise zu Zweit – dem Garanten für ein perfekt erzogenes Kind. Das alles ist doch Quatsch und äusserst leichtfällig zu sagen, dass Alleinerziehende es grundsätzlich nicht hinbekommen. Ob ein Kind gut erzogen ist kommt auf haufenweise unterschiedlichen Faktoren an, aber sicher nicht darauf, ob das Kind nur mit Mami oder Papi aufwächst. Ausserdem müssen es nicht immer die Eltern sein, die einem Kind eine verlässliche Bezugsperson sein können.

Halten wir also fest – wir sind nicht „A“ pauschal allein und „B“ ist es nicht unsere einzige Aufgabe unsere Kinder zu erziehen. Daher stinkt mir das Wort alleinerziehend gewaltig.

Ein Fan bin ich hingegen von der englischen Bezeichnung „Single Mum/Dad“. Denn das trifft es doch exakt. Fakt 1 „Single“ und Fakt 2 „Mum/Dad“. Damit ist doch alles gesagt (wie nennt man aber die Personen, welche einen neuen Partner haben? Seht ihr, auch für die braucht es eine separate Bezeichnung. Denn so kannst du vielleicht eine Single Mum sein oder ein Single Dad sein, aber gleichzeitig auch in einer neuen Beziehung. Ergo bist du kein Single mehr. Wie auch immer. Für mich trifft es zumindest zu. Ich bin eine Single Mum.


Die Bezeichnung Single Mum erlaubt es mir nämlich zum einen auch einfach nur Mutter zu sein, wie jede andere Mutter auch. Und so werde ich nicht von der Spezies Mutter grundsätzlich separiert.

Und doch darf ich zum anderen auch einfach ein herkömmlicher Single sein. Und das erkennt an, dass ich neben meiner Mutterrolle auch noch als Frau mit meinen eigenen Bedürfnissen existiere.

Aber für die, welche mich mit meinem Kleinkind an der Hand sehen, bin ich halt nicht Single, sondern pauschal eine vergebene Mutter. Ganz automatisch, wenn man mich mit meinem Sohn sieht: Klar, diese Frau ist vergeben. (Oder wenn ich in einem Kaufhaus bin und der Verkäufer abrupt aufhört zu flirten, als ich mich auch noch für eine Kinderrutsche interessiere). Es reicht halt nicht, dass ich keinen Ehering trage. Es müsste also ein Zeichen geben, dass man weiss, diese Frau ist ein Single. Genauso wie es das Zeichen für „sorry schon verheiratet“ gibt (so ein Single-Zeichen hätte ich mir übrigens auch schon in früheren Single Phasen gewünscht).


In unseren Breitengraden scheint es immer noch in den Köpfen angelegt zu sein, dass wenn ich ein Kind habe auch ganz automatisch vergeben bin. Dabei bedeutet es maximal, dass ich eine Mutter bin. Punkt. Alles andere ist nicht gesagt.

Mit diesem neuen Bewusstsein, dass ich ein Single bin, meldete ich mich bei diversen Dating Portalen an. Was ich da erlebte war unterirdisch. Nach 2 Wochen habe ich diese Reise dann gleich wieder beendet und mich wieder abgemeldet. Es raubt mir Zeit und macht mit mir eine Achterbahn der Gefühle. Aber wie denn dann einen Mann kennen lernen? Es ist nicht so, dass ich auf der Suche wäre, aber viel mehr bin ich wieder offen für etwas Neues.


Ich kam auf die Idee mir ein T-Shirt zu drucken mit der Aufschrift „Single Mum“. Und das dann im Alltag zu tragen. Das erschien mir ein effizienter Ansatz zu sein. So hat jeder auf dem Spielplatz, beim Einkaufen, im Wartezimmer beim Arzt die Möglichkeit mich anzusprechen. Eine ganz einfache Milchmädchen-Rechnung der Maximierung von Wahrscheinlichkeiten *lach*. Hätte mein Mathematik-Lehrer in der Schule damals bloss mit solchen Beispielen die Wahrscheinlichkeits-Rechnung gelehrt, dann hätte ich auch besser aufgepasst!

Bei dieser T-Shirt-Idee wäre auch ganz nebenbei schon die Frage nach „was ziehe ich heute an?“ geklärt – echt praktisch. Und wenn mich jemand schräg anschauen sollte und meint das wäre ja peinlich so ein T-Shirt zu tragen, kann ich immer noch sagen „es hat mir eine Freundin geschenkt“.

Aber ich finde nicht, dass es peinlich ist, sondern mutig. Denn ich sehe mich nicht als Verlierern, sondern als eine starke super unabhängige Super-Heldin – eine Single Mum halt. Vielleicht sollte auch noch eine super Heldin mit auf das Shirt drauf. Ok aber das wäre dann doch etwas too much.

Obwohl wir doch aber genau das sind - Super- Helden und -Heldinnen. Starke selbständige und attraktive (in vieler Hinsicht) Single-Mütter und -Väter.

Soweit also meine T-Shirt Idee. Noch habe ich die T-Shirts aber nicht erhalten und es wird auch spannend, ob ich mich wirklich traue es zu tragen. Aber interessieren würde es mich ja schon. Was ich wohl für Erfahrungen machen werde? Ich werde euch dann natürlich davon berichten.

Nun habe ich euch meine Gedanken zu den Bezeichnungen mitgeteilt. Und, was sagt ihr jetzt? Seid ihr ein/eine starke unabhängige/r freie/r Single Mum/Dad oder ein/e traurige und einsame/r alleinerziehende/r?


Das dürft ihr jeden Morgen neu für euch entscheiden, mit welchem Fuss ihr aufsteht. Ich entscheide mich jeden Morgen erneut dafür, dass Beste aus meiner Situation zu machen und so gut wie möglich positiv durch den Tag zu gehen. Und wenn ich das kann, dann könnt ihr das auch. Und ja auch ich wähle von Zeit zu Zeit mal den falschen Fuss und dann lande ich mit Anlauf in der Abwärtsspirale, die gemäss des Gesetzes der Schwerkraft nie nach oben führen wird. Aber zum Glück nehme ich spätestens am Abend wieder einen der Notausgänge, sodass ich bei Sonnenaufgang wieder mit dem richtigen Fuss, als starke Single Mum, in den Tag starte.









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