Probleme lösen wie ein Kleinkind
- Laura
- 17. März 2021
- 4 Min. Lesezeit
In unserem Alltag als Alleinerziehende gibt es täglich eine Menge Herausforderungen zu meistern. Sei es im Job, mit den Kids und von der Pandemie mal ganz abgesehen. So wäre es doch toll, wenn wir ein Geheimrezept kennen würden, wie wir Herausforderungen optimal lösen könnten.
Als ich mal wieder versuchte die Prozesse meines Alltags zu optimieren, stellte ich fest, wie viel unterschiedliche Herangehensweisen es gibt, Lösungen zu finden. So gibt es welche die darauf basieren den besten Weg für sich selbst zu wählen und andere bei denen der Einzelne zu viel Rücksicht auf seine Mitmenschen nimmt.
Sollte ich eine Person benennen, als Beispiel für jede Herangehensweise, dann wäre das zum Einen ich, welche immer Rücksicht nimmt und mein zweijähriger Sohn der der den egoistischen Weg bevorzugt. Nun hört sich das aus Erwachsenensicht sehr wertend an, aber das soll es an dieser Stelle nicht sein, eher einfach eine Feststellung. Denn es entspricht dem, was sich tagtäglich bei meinem Sohn, wie auch bei anderen Kleinkindern, beobachten lässt.
Ob sich die Herangehensweise von Kleinkindern zur Lösungsfindung zum Vorbild nehmen lässt? Im Kopf spiele ich diese Idee mal durch - einen Tag lang Probleme lösen wie ein Kleinkind. Dazu nehme euch mal mit in meinen Tagtraum:
Ich bin mal wieder viel zu spät dran, heute morgen lief alles schief und nun auch noch die lange Warteschlange beim Tanken. Ich habe zum Ziel schnell zu tanken- „also gebt Gummi Leute“. Weil es mir nicht schnell genug geht, fahre ich auf alle anderen Autos zu und ramme sie einfach davon. Jedes Auto, welches sich mir in den Weg stellt, wird zur Seite gerammt. Super schnell getankt kann es dann weiter gehen. Bezahlen tue ich übrigens nicht. Ich weiß ja nicht, dass man dies machen muss.
Bei der Arbeit angekommen sagt mir mein Vorgesetzter das ich bitte eine wichtige Aufgabe erledigen sollte. Ich habe aber grad keine Lust und möchte lieber Kaffee trinken und meine Zeitung lesen, also vertiefe ich mich wieder in den spannenden Artikel. Ich höre immer wieder seine Stimme und auch das er immer lauter wird. Aber ich ignoriere ihn, denn ich bin ja grad vertieft in meiner Zeitung.
Später am Tag muss ich ein neues Produkt der Geschäftsleitung präsentieren. Im Rampenlicht zu stehen ist nicht meins. Aber ich bin aus meiner Komfort-Zone herausgekommen und werde die Präsentation durchziehen. Plötzlich bekomme ich dann aber doch massive Panik. So viele Augen, die auf mich gerichtet sind. Ich weiß mir nicht mehr anders zu helfen, als lautstark nach meiner Mami zu rufen. Ich weiß sie wird mir helfen. Mein gesamtes Gesicht verzieht sich zu einem dramatischen Gesichtsausdruck. Es kullern mir riesen große Tränen über meine Wangen. „Mami, komm bitte schnell und rette mich“.
Ich beruhige mich und möchte mir zum Trost des verpatzten Auftritts ein Haselnuss-Croissants kaufen. Ich komme zu der Theke und werde nervös, ich sehe kein Haselnuss Croissants. Ich frage die Verkäuferin. Sie sagt sie habe noch Mandel-Croissants. Aber ich wollte doch ein Haselnuss-Croissant. Ich schmeiße mich auf den Boden und strample wild hin und her und balle meine Hände zu Fäusten und haue sie auf den Boden. Ich schreie was das Zeug hält: „Ich will ein Hanselnuss-Croissant“ und es ist mir dabei völlig egal, wenn die gesamte Bäckerei mich verwundert anschaut. Ich brauche 20 Minuten bis ich mich beruhigt habe. Dann fahre ich eingeschnappt davon.
Und nun auch noch das. Die doofe Nachbarin, welche mal wieder über die gemeinsam genutzte Waschmaschine sich streiten will. Sie nervt mich so sehr, dass ich sie einfach haue. Ich bin mit meinen Worten bei dieser Frau einfach am Ende.
An dieser Stelle breche ich das gedankliche Experiment besser ab. Und kehre aus meinem Tagtraum in die Realität zurück. Eine Realität in der ich an der Tankstelle brav warte bis ich an der Reihe bin, ich das Anliegen meines Vorgesetzten sofort erledige, ich die Präsentation vor der Geschäftsleitung professionell halte, obwohl ich mich dabei nicht wohl fühle und brav sage „Danke, sehr schade das das Haselnuss-Croissants ausverkauft ist. Ich nehme dann gern ein Mandel-Croissants. Für meine doofe Nachbarin habe ich dann auch noch ein Anstands-Lächeln über.
Mir war selbst gar nicht klar wie wir Erwachsenen uns in der Gesellschaft stets angepasst verhalten. Kaum zu glauben, dass wir alle mal das Kleinkind waren, dass die eignen Gefühle noch nicht unter Kontrolle hatte. Und ja, manch ein Erwachsener hat es leider bis heute nicht gelernt. Aber die Meisten haben sich der Gesellschaft-Norm gefügt und pflegen einen umgänglichen Umgang mit ihren Mitmenschen.
Nach diesem Tagtraum ist mir dann aber klar geworden, dass die Herangehensweise ein Problem zu lösen von Kleinkindern nicht geeignet sind. Ohnehin ist meine Suche nach einem Lösungsansatz wohl eher perfektionistischer Natur. Denn zwischen meinem heutigen Ich und dem als ich süße 2 Jahre alt war, habe ich offensichtlich sehr viel gelernt und verstehe es mein Leben als Teil der Gesellschaft zu bestreiten.
Gleich wohl wird mir aber auch bewusst, vor welchem langen Weg mein Sohn noch steht und den immensen Erziehungsauftrag für mich als alleinerziehende Erziehungsberechtigte.
Fortan habe ich den Anspruch an mich selbst verringert und die Suche nach dem Geheimrezept ad acta gelegt.




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